Phantom Gefahr aus der Tiefe by Bennemann Markus

Autor:Bennemann, Markus [Bennemann, Markus]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426411698
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2011-08-10T22:00:00+00:00

»Warum haben Sie den alten Kauz so einfach davonkommen lassen?«, fragte Jessica, als sie wieder im Auto saßen und in der abendlichen Dunkelheit zurück zu der Brücke fuhren, die weiter nördlich aufs Festland führte. »Ich meine, immerhin hat er ein gefährliches Tier aus seiner Obhut entkommen lassen und dann noch nicht mal jemandem Bescheid gesagt. Das ist so, als würde ein Löwe aus einem Zoo ausbrechen, und der Direktor würde nicht die Polizei alarmieren.«

»Nein, ist es nicht«, erwiderte Steven. »Sie haben es doch schon bei Coolcritters gemerkt: Kein Mensch glaubt, dass ein Krake wirklich jemandem gefährlich werden könnte. Außerdem laufen wir so weniger Gefahr, dass der alte Knabe Angst bekommt, verklagt zu werden, und plötzlich überhaupt nichts mehr sagen will. Ich hoffe, meine geänderte Meinung genügt, um Ihre Vorgesetzten zu überzeugen. Aber es kann nicht schaden, wenn wir zusätzlich noch ein paar aussagewillige Augenzeugen in der Hinterhand haben. So wie Sie vorhin diesen Internethändler zusammengestaucht haben, weiß ich zum Beispiel nicht, ob er und sein Partner uns noch eine große Hilfe sein werden.«

»Wollen Sie etwa irgendwie andeuten, ich hätte zu unbedacht reagiert? Darf ich Sie erinnern, wer kurz davor noch eine Schlägerei mit bis an die Zähne bewaffneten Neandertalern angezettelt hat? Außerdem: Seine Enkel wollte er ja auch nicht mit dem Ding ins selbe Wasser lassen. Aber wenn es irgendwo da draußen im Meer rumschwimmt, dann ist es ihm egal.«

Schuster runzelte zuerst unzufrieden die Stirn. Dann aber wackelte er abwägend mit dem Kopf. »Ja, vielleicht haben Sie recht. Ich kann schon verstehen, was Sie daran stört. Irgendein reicher Typ kauft sich ein gefährliches Spielzeug, passt nicht gut darauf auf und kümmert sich dann nicht weiter darum, als es ihm abhanden kommt. Trotzdem ist es fürs Erste glaube ich besser, ihn nicht zu sehr zu verschrecken.«

»Und warum haben Sie mir nicht gesagt, dass es einen Kraken gibt, der sich in andere Tiere verwandeln kann? Als ich Ihnen damals erzählt habe, was der Junge von dem Pier erzählt hat, haben Sie zwar komisch geguckt, aber kein Wort gesagt. Und als wir bei dem Jungen zu Hause waren auch nicht.«

»Ich hielt es für einen zu großen Zufall. Schließlich habe ich den Mimikrykraken ja mit entdeckt. Da habe ich gedacht, es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn jetzt praktisch genau vor meiner Haustür etwas Ähnliches auftaucht.«

»Sie haben mir heute Morgen selbst erzählt, dass Florida so etwas wie das Einfallstor für sämtliche fremden Tiere der Welt ist. Da finde ich das gar nicht so merkwürdig. Wenn dieser Krake alle möglichen anderen – wie haben Sie es genannt? – Abschreckungsposen einnehmen kann, dann kann er mit Sicherheit auch einen Rochen nachahmen. Glauben Sie etwa nicht?«

»Doch, doch, mit Sicherheit«, antwortete Steven nachdenklich. »Und wir können von Glück sagen, wenn es sich dabei wirklich nur um Abschreckungsposen handelt.«

Jessica sah zu ihm hinüber und schüttelte erbost den Kopf. »Jetzt machen Sie nicht so eine Andeutung und hüllen sich dann wieder in Schweigen! Was soll das denn nun wieder heißen? Lassen Sie sich nicht immer alles aus der Nase ziehen.

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